Die Marine Offizier Messe Berlin (MOMB) und die IG DeuMa hatten am 2. April 2009 zu einer gemeinsamen Vortragsveranstaltung mit dem Thema „Innen- und Außenansichten über Israel“ eingeladen. In den maritim gestalteten Räumen des am Großen Wannsee gelegenen Potsdamer Yachtclubs e. V. hatten sich neben den Mitgliedern beider Veranstalter sowohl Angehörige des Bundesministeriums der Verteidigung und des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr als auch am Bundesgerichtshof tätige Richter, Angehörige der Berliner Senatsverwaltung für Justiz sowie weitere Gäste aus Berlin und den angrenzenden Bundesländern eingefunden.
In seiner kurzen Einleitung legte Hans-Jürgen Schaal (Vorsitzender der IG DeuMa) dar, dass das Verhältnis zwischen Israel und Deutschland durch die Ungeheuerlichkeit des Holocaust geprägt werde und die Beziehungen deshalb keine normalen, sondern besondere seien. Er brachte seine Erwartung zum Ausdruck, dass die Veranstaltung zu einer weiteren Festigung der freundschaftlichen Verbindungen beitragen werde.
Ilan Mor, Gesandter der Botschaft des Staates Israel, erläuterte anhand der geschichtlichen Entwicklung, wie sich Israel im Laufe von sechs Jahrzehnten von einem Land der Pioniere zu einem modernen und erfolgreichen Industriestaat entwickelt habe, der sich durch stabile Demokratie, Trennung von Staat und Religion, Gleichberechtigung und eine hohe Innovationskraft auszeichne. Diese Eigenschaften seien aber vielen arabischen Politikern im Nahen Osten ein „Dorn im Auge“. Trotzdem habe Israel mit Ägypten und Jordanien Friedensverträge abschließen können, andere Staaten dagegen würden Israel bis heute das Existenzrecht abstreiten. Die Situation im Nahen Osten sei völlig unterschiedlich zu den politischen Gegebenheiten in Mitteleuropa und erfordere – leider – immer wieder den Einsatz militärischer Mittel zur Selbstverteidigung. Ilan Mor ließ aber auch keinen Zweifel an der übereinstimmenden Auffassung aller politischen Parteien in Israel aufkommen, dass ein Ende des Nahostkonflikts nur durch eine friedliche Regelung erreicht werden könnte. Der größte Wunsch Israels sei ein Frieden, den die Menschen ersehnen. Beim Erreichen dieses Ziels könne Deutschland sehr hilfreich sein. Als Beispiele für die guten freundschaftlichen Beziehungen nannte der Gesandte die im vergangenen Jahr aufgenommenen deutsch-israelischen Regierungskonsultationen (Treffen der wichtigsten Ressortminister unter dem gemeinsamen Vorsitz der Bundeskanzlerin Deutschlands und des Premierministers Israels) und im alltäglichen Leben die Tätigkeit des früheren deutschen Fußballspielers Lothar Matthäus als Fußballtrainer in Israel. Der Gesandte schloss seine Ausführungen mit einem Zitat von Konrad Adenauer: „Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont.“
Oberst Michael Levinrad, Verteidigungs- und Streitkräfteattaché der Botschaft des Staates Israel, schilderte eindrucksvoll wie er bei der Geburt seines Kindes vor 14 Jahren die Erwartung hegte, dass heute im Nahen Osten Frieden herrschen würde. Leider sei die Entwicklung eine andere und es werde nunmehr ein Problem, in jungen Menschen die Hoffnung auf Frieden aufrecht zu erhalten. Israel müsse etwa 15 % seines Haushalts für den Verteidigungsetat bereitstellen. Der Attaché hob die Bedeutung der allgemeinen Wehrpflicht für sein Land hervor. Die Wehrpflicht sei nicht nur militärisch notwendig. Sie wirke zudem – da nahezu jeder Israeli (gleich ob Mann oder Frau, reich oder arm, klein oder groß) eingezogen werde, als Schule für das ganze Land. Die Marine sei relativ klein. Die Polizei sei aufgrund der andersartigen Ausbildung im Grenzbereich zur Erfüllung mancher Aufgaben besser geeignet als die Armee.
Fregattenkapitän a. D. Gerhard Lintner (Vorsitzender der MOMB) moderierte die Veranstaltung und leitete die Fragerunde. Seinen vorgesehenen Beitrag konnte er an diesem Abend wegen der vorangeschrittenen Zeit nicht mehr halten. Seine sonstigen Wortbeiträge verdeutlichten jedoch eine hervorragende Kenntnis des Nahen Ostens, die ohnehin durch seine früheren Tätigkeiten (als Stellvertretender Verteidigungsattaché der Deutschen Botschaft in Israel und als Kommandeur der Marinelogistikbasis am Horn von Afrika) belegt ist. Die von ihm zusammengestellten privaten Fotos aus Israel rundeten den Abend anschaulich ab. Seine Hebräischkenntnisse erfreuten nicht nur, aber vor allem die israelischen Gäste.
Bei den Teilnehmern bestand der Wunsch, die an diesem Abend entstandenen Kontakte zur israelischen Botschaft in der einen oder anderen Weise fortzuführen.
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